Balkonkraftwerk – Winterertrag Süddeutschland

Ein 800-W-Balkonkraftwerk liefert in Süddeutschland (Baden-Württemberg / Bayern) zwischen Dezember und Februar durchschnittlich 60 – 90 kWh – das sind rund 0,7 – 1,0 kWh pro Wintertag. Durch steilere Modulaufständerung, regelmäßige Schneeräumung und ein bifaziales Set lassen sich die kalten Monate um bis zu 35 % ertragreicher gestalten.

Physik hinter der kalten Leistungs­spritze

  • Niedrigere Zelltemperaturen ▸ Silizium arbeitet bei 0 °C ~6 % effizienter als bei 25 °C Normtemp.
  • Diffuse Reflexion durch Schnee ▸ Albedo ≈ 0,8 sorgt für mehr Licht von unten auf bifaziale Module.
  • Sonnenstand & Hanglage ▸ In den Alpen liegt die tiefstehende Wintersonne oft frontaler auf senkrecht geneigten Modulen.

Schritt-für-Schritt: So holst du jeden Winter-Kilowattstunde heraus

  1. Aufständerung auf 60–70° bringen
    • Balkon-Schwenkhalter oder Bodengestell anpassen.
    • Ertrag + 18 % ggü. Sommerwinkel.
  2. Schneeschilde installieren
    • Klare Polycarbonatplatte über Moduloberkante → Schnee rutscht ab.
    • Alternativ: Silikonbeschichtung (Lotus-Effekt).
  3. Reuheizung optional zuschalten
    • Heizmatte (30 W) am Rahmen; 15 min/Tag reichen.
    • Strombedarf < 0,5 kWh/Monat – 5 kWh Mehrertrag.
  4. Prüfe Wintertauglichkeit des Wechselrichters
    • IP67-Gehäuse, Startspannung ≤ 22 V, Betriebstemperatur –40 °C.
  5. Kabel & Stecker abdichten
    • MC4-Kappen festziehen, Frost-Bruchgefahr bannen.
  6. Albedo maximieren
    • Weiße Balkonplatte oder Kieselsteine vor dem Modul reflektieren +5 % Licht.
  7. Bifaziale Module wählen
    • Rückseiten-Gewinn im Winter doppelt so hoch wie im Sommer.
  8. Live-Monitoring einrichten
    • Push-Alarm, wenn Leistung < 20 W bei Sonne = Schnee auf Modul.
  9. Grundlast zum Tageslicht verschieben
    • Zeitschaltuhr oder Smart-Plug für Spülmaschine → 11 – 15 Uhr.
  10. Kleinen Speicher erwägen
    • 0,6 kWh AC-Speicher gleicht stark schwankendes Winterprofil aus.

Ertragstabelle Dezember–Februar (800 W-WR, 1 kWp Module)

StandortAusrichtung / NeigungWinter­ertrag (kWh)Ø kWh/TagAutarkie* (%)
FreiburgSüd / 65°921,035
MünchenSüdwest / 60°780,8729
NürnbergWest / 75°640,7124
Allgäu (850 m)Süd / 70°880,9833

*Autarkie­quote für eine 250 W Grundlast (Router + Kühlgerät).

Monatliche Winter-Checkliste (5 Min)

  • Visueller Check – Risse, lockere Halter, Kabelscheuerung.
  • Schneeablage – weicher Besen; niemals Eis abkratzen.
  • Inverter-LED – Grün blinkend = MPPT aktiv, Rot = Fehler.
  • RCD-Test – FI-Schalter monatlich auslösen.
  • Logbuch – PVGIS vs. Ist-Daten; Abweichung > 20 % = Fehler suchen.

Mini-FAQ: Häufige Winterfragen

Gefriert die Modulfläche, wenn ich Schnee schmelze?

Nein, weil die Glasoberfläche nach dem Abtauen rasch abtrocknet. Achte auf Randentwässerung und nutze eine Matte mit max. 40 °C Oberflächentemperatur.

Lohnt sich ein „Winterwinkel“ ganzjährig?

Nein. 70° Neigung senkt Sommerertrag um ~10 %. Besser: verstellbarer Halter (Sommer 25°, Winter 65°).

Ist eine Glasgeländer-Montage winterfest?

Ja, wenn VSG 12 mm & EPDM-Klemmpads verwendet werden. Prüfe Klemmdrehmoment nach erster Frostnacht.

Welche Städte in Süddeutschland bieten die höchste Winterausbeute?

Alpentäler & Oberrheingraben: Freiburg, Garmisch, Oberstdorf profitieren von klarer Inversionsluft und höherer Albedo.

Kann ich mein Balkonkraftwerk im Winter abschalten?

Technisch möglich, aber unwirtschaftlich. Selbst 0,5 kWh/Tag decken Router & LED-Licht; abschalten spart höchstens 3 € Strom.

Fazit: Auch im Winter zählt jeder Sonnenstrahl

Selbst in den kürzesten Tagen liefert ein Süddeutsch­land-Balkonkraftwerk genug Energie, um deine Grundlast deutlich zu senken. Mit steilerer Aufständerung, Schneeschutz und speicher­­gestütztem Last­management holst du bis zu 90 kWh aus drei Monaten Winter. Prüfe gleich unsere Anleitung zur korrekten Kabeldimensionierung, damit Spannungseinbußen bei Frost kein Ertrags­killer werden.