Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk mit Speicher?

Ein Balkonkraftwerk mit Speicher speist seinen Solarstrom zunächst wie gewohnt ins Hausnetz ein, puffert jedoch jede überschüssige Kilowattstunde in einer kompakten Batterie statt sie unvergütet ins öffentliche Netz abzugeben. Sobald nach Sonnenuntergang Verbrauch entsteht, entlädt der Akku den tagsüber gespeicherten Strom automatisch in dieselbe Steckdose zurück und ersetzt teuren Netzbezug.

Die fünf Kernkomponenten im Überblick

  • PV-Module – wandeln Licht in Gleichstrom (DC).
  • Micro-Wechselrichter – macht aus DC netz­konformen Wechselstrom (AC) bis 600/800 W.
  • AC-Batteriespeicher – ein LiFePO4-Akkupack (0,96–3,84 kWh) mit eigenem Batteriewechselrichter.
  • Energy Hub/Power-Station – kleine Verteilbox, die Wechselrichter, Akku und Steckdose logisch verbindet.
  • Smart-Meter/App – misst Stromfluss in Echtzeit und steuert Lade- und Entlade­logik.

Schritt-für-Schritt: Vom Sonnenstrahl zur Nachstrom-Kilowattstunde

  1. Erzeugung – Die PV-Module liefern Gleichstrom (z. B. 35 V / 9 A) an den Micro-Wechselrichter.
  2. Wandlung – Der Wechselrichter taktet per MPPT auf den optimalen Arbeitspunkt und speist bis zu 800 W AC in den Wohnungs­stromkreis.
  3. Eigenverbrauch zuerst – Kühlschrank, Router & Co. nehmen den Solarstrom direkt ab (Eigenverbrauchs­priorität).
  4. Überschusserkennung – Wenn Angebot > Verbrauch, misst der Smart-Meter eine Rückspeisung > 0 W.
  5. Batterieladung – Die Steuerbox leitet jetzt AC in den Batterie-Wechselrichter; dort wird er wieder zu DC gewandelt und in LiFePO4-Zellen geladen (Round-trip ≈ 95 %).
  6. Sonnenuntergang – Sinkt PV-Leistung unter Hauslast, stoppt die Ladung. Die Box schaltet auf Entladen, der Akku speist 230 V zurück ins Netz.
  7. Kappen des Entlade­limits – Der Speicher liefert so lange, bis die einstellbare Restkapazität (z. B. 10 %) erreicht ist, um Zyklen zu schonen.
  8. Netzstrom erst danach – Ist der Akku leer, übernimmt automatisch wieder der Energieversorger.

Montage-Anleitung in drei Schritten

Beispiel: Zendure SolarFlow oder Anker Solix RS40P

  1. Basis-Modul & PV anstecken
    • MC4-Stecker der Module → SolarFlow-Hub.
    • Hub ↔ Micro-Wechselrichter (Hoymiles HMS-800) per 3-adrigem Kabel.
  2. Batterieturm aufbauen
    • Akkupacks (1,6 kWh) stapeln, DC-Bus auf 100 V.
    • RJ45-Signalstecker für BMS einrasten.
  3. AC-Seite verbinden
    • Hub-Ausgang → Schuko-Steckdose oder Wieland IN.
    • Smart-Plug zwischenstecken für Live-Messung.

Praxis: Typischer Tageszyklus mit 1 kWh Speicher

ZeitPV LeistungHauslastBatterie-Status
08:00100 W180 WEntladen 60 %
12:00650 W200 WLaden 30 – 90 %
15:00550 W250 WLaden 90 – 100 %
20:000 W220 WEntladen 100 – 20 %
23:000 W160 WRest 20 % – Netzstrom

Ergebnis: 0,8 kWh Netzbezug eingespart, Round-trip-Verlust 5 %, Autarkiequote Tag ⇢ 78 %.

Vor- und Nachteile auf einen Blick

  • + Höhere Eigenverbrauchsquote (40 → 75 %).
  • + Besseres Lastprofil – abendlicher Strom für Laptop, TV, Licht.
  • + Kein Einspeiseverlust – bei 0 ct/kWh Vergütung ein Muss.
  • – Aufpreis 600–1 200 € (je nach Kapazität).
  • – Round-trip-Verluste ~5–8 %.
  • – Begrenzte Notstromfähigkeit (trennbare Umschaltbox erforderlich).

Mini-FAQ: Häufige Fragen zum Speicher-Balkonkraftwerk

Brauche ich eine neue Meldung im Markt­stamm­daten­register?

Nein, der Speicher ist technisch ein Verbraucher. Du änderst lediglich optional die Eigenverbrauchs­quote in der MaStR-Maske.

Wie groß sollte der Akku sein?

Richtwert: Tagesüberschuss × 0,8.
Bei 600 W-Anlage in Südlage ≈ 1,2 kWh / Tag → 1 kWh-Akku genügt.

Kann ich den Speicher später erweitern?

Modulare Systeme (Zendure AB1000, Anker Batteriepack) lassen sich bis 7,6 kWh stapeln. Einfach Plug-&-Play.

Wie viele Ladezyklen hält ein LiFePO4-Pack?

5 000 Zyklen bei 90 % DoD ⇒ rund 15 Jahre Balkonbetrieb.

Muss ich bei Stromausfall umschalten?

Standard-Sets speisen netzparallel und schalten sich bei Ausfall ab (VDE-Relais). Für Backup-Strom brauchst du eine Trennbox mit Umschalter (ca. 199 €).

Fazit: Speicher macht Mini-PV ganzjährig effizient

Ein Balkonkraftwerk mit Speicher verwandelt ungenutzten Mittagsüberschuss in wertvollen Abendstrom und hebt deine Eigenverbrauchsquote weit über 70 %. Die Plug-&-Play-Nachrüstung ist einfach: Wechselrichter ↔ Hub ↔ Akkupack anschließen, App konfigurieren, fertig. Prüfe vorab dein Überschussprofil und wähle die Kapazität nicht zu groß – so amortisiert sich der Akku schon in 5–7 Jahren. Entdecke jetzt unseren Stromsteuer-Sparguide, um dank Speicher und smarter Tarife noch mehr aus deinem Balkon-PV-System herauszuholen.